Dienstag, 22. April 2008

Tjörn Teil zwei

Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung. Aber nachdem ich mich 1994 in Schweden am frischen Fisch, pardon, überfressen hatte, hätte ich ja klüger sein können. 1996 jedenfalls wurde das Angeln mit Grejazi noch einmal sehr abenteuerlich, obwohl wir auf's Hochseeangeln verzichteten.

Es ist manchmal etwas anstrengend, mit einem Sonntagskind verheiratet zu sein - nachdem wir uns mit dem preisgünstig in nahezu jedem Laden erhältlichen Angelzeug eingedeckt hatten und uns im Küstenangeln übten, machte ich diesbezüglich manche bittere Erfahrung.

Zunächst einmal ging es aber darum, Köder zu beschaffen. Ich weiß nicht mehr, was der Grund war, warum wir keinen kauften. Angebotsschilder habe ich jedenfalls nirgends welche gesehen, aber vielleicht dachten wir auch, es müsse anders gehen.

Wattwurmhaufen gab es jedenfalls eine Menge zu sehen auf dem Meeresboden.

In Erinnerung an zahllose Ostseeurlaube fiel mir die Sache mit dem Pümpel ein. Da die Tierchen sehr schnell sind, ist es gängige Praxis, dies Werkzeug unter Wasser auf den verräterischen Kringel aufzusetzen und durch schnelles Pumpen blitzschnell ein Kraterloch zu erzeugen. Im sich schnell setzenden Sand muss der so herausbeförderte und kurzzeitig verwirrte Wurm schnell gegriffen werden, sonst gräbt er sich in Sekunden wieder ein.

Also gingen wir voll Zuversicht im knietiefen Wasser ans Werk. Löcher waren auch schnell geschaffen, aber leider war der Meeresboden zumindest an dieser Uferstelle des Skagerrak um soviel feiner als in der Lübecker Bucht, dass es außerordentlich lange dauerte, bis sich sozusagen der Nebel wieder legte, die eigenen Füße und der natürlich inzwischen wieder wurmfreie Meeresboden sichtbar wurde.

Dumme Gesichter.

Regenwürmer waren wiederum auch nicht zu finden, da der Sommer 1996 in Schweden ein ausgesprochen trockener war. Wenn ich mich recht erinnere, nahmen wir irgendwann Tiefkühlfisch als Köder...

Na, und dann standen wir halt' stundenlang in stiller Ausdauer mit der Angel in der Hand im Wasser. Wir beobachteten gelegentlich einheimische Angler auf den Schärenfelsen, die uns des öfteren auch als Standort dienten - die Felsen, mein' ich. Mitnichten haben wir uns auf schwedische Menschen gestellt.

Irgendwann bissen Hornhechte von akzeptabler Größe an. Freilich fing ich nicht mal die, während Grejazi eine Serie hatte. Uns der Genießbarkeit nicht ganz sicher, behielten wir nicht so viele davon. Nach der Zubereitung zeigte sich dann auch, dass dieser Fisch mehr Gräten als Fleisch besitzt. Nicht unlecker, aber viel Arbeit. Dafür sind diese Gräten giftgrün und die Gefahr, eine davon zu verschlucken, besteht wohl nur für Farben- und sonstige Blinde.

Ein besonderer Spaß waren freilich die überall zahlreichen Schwimmkrabben, die sich als Allesfresser für jeden Köder interessierten, den wir auswarfen. Sprich: viele, viele Male ging der Schwimmer spazieren, tauchte unter, und schon an der Art des Gegenzugs war zu erkennen, dass da jemand Achtbeiniges mit dem Angelhaken flirtete.

Die Biester waren nicht nur neugierig, sondern auch sehr hartnäckig: einmal ertappt, baumelten sie in der Luft und hielten stur den Leckerbissen fest, anstatt durch simples Loslassen ins rettende Nass zurückplumpsen zu können.

Eine andere Sache war natürlich noch das viele Kraut in Ufernähe, in dem sich die Schnur mit schöner Regelmäßigkeit verfing. So hatten wir also des öfteren unförmige, grünbraune Büschel am Haken.

Unter der Tjörnbron angelte ICH dann allerdings auch endlich einmal etwas, bis dahin hatte ich meinem Gatten nämlich nur zugesehen. Bis heute ist es mir ein Rätsel, wie wir mit der gleichen Ausrüstung an derselben Stelle zur selben Zeit mit identischen Ködern angelnd, so verschiedene Ergebnisse erzielen konnten.

Wie gesagt, mit einem Sonntagskind verheiratet zu sein, ist nicht immer einfach...

Um so mehr freute ich mich also, als an besagtem Ort plötzlich sehr kräftig an meiner Angelrute gezogen wurde. Mit etwas Geduld beförderte ich meinen Fang aus dem Wasser und machte meiner Begeisterung Luft.

Was Grejazi sah, war nun eine Frau, die angesichts eines unförmigen Seegrasbüschels einen Freundentanz aufführte. Verständnislos starrte er mich an, "Was ist denn mit dir los?", aber da bewegte sich das Gebilde und er erkannte es zumindest als größeres Lebewesen.

Es war ein Seeskorpion und ich nahm mich wohlweislich in Acht vor den dornartigen Stacheln am Kiemendeckel, als ich das Tier vom Haken nahm und in die Freiheit entließ. Harmlos oder nicht, essbar oder nicht - freilassen war nicht wirklich eine Frage für mich.

ABER ich hatte endlich auch einmal was gefangen - und nur das zählte!

Wie Grejazi sich einige Tage darauf dann selbst überboten hat und warum ich dann abermals "fischsatt" war, soll er lieber selber erzählen.

4 Kommentare:

sam hat gesagt…

Hab Eure Geschichten mit grossem Vergnügen gelesen!!

Trudy hat gesagt…

Ich WÜRDE die Geschichten gerne lesen, wenn nicht auf DIESEM blau! für Grosis Augen UNMÖGLICH. :-((

Trudy hat gesagt…

Welch wundervoller Service! Vielen Dank.
Euren gekonnt erzählten Reisebericht habe ich zwischen schmunzeln und schallend lachen sehr genossen!
Aus deiner Bemerkung schliesse ich, dass ich VIELE GUTEN WÜNSCHE hier lassen soll. Ich drück die Daumen.
herzliche Grüsse, Trudy

Anonym hat gesagt…

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